Herbstlaub in der Pfalz

Herbstlaub in der Pfalz

Blick vom Hambacher Schloss ins Rheintal

Sonnige Oktobertage sind geradezu prädestiniert nicht nur das herbstliche Weinlaub an der Weinstraße, sondern auch die bunten Farben etwas weiter im Hinterland zu genießen. Und Städte zu durchqueren, in die man normalerweise nie kommt. Deshalb mal wieder eine Runde über die südliche Weinstraße in die Pfalz und durchs Glantal zur Nahe.

Von Neustadt nach Bergzabern

Der Plan war ein bisschen Weinstraße und dann die Route des Crêtes. Start in Neustadt, vom Bahnhof direkt bergauf und mehr oder weniger entlang der Höhenlinie (und das letzte Stück entgegen der Einbahnstraße) zum Hambacher Schloss. Die sonnige Aussicht ohne Fernsicht auf den Schwarzwald habe ich diesmal nur vom Aussichtspunkt vor dem Tor genossen; im Schloss und in der Ausstellung zur 1848er Demokratiebewegung selbst war ich bei einem vorherigen Besuch.

Um einen größeren Umweg zu vermeiden bin ich auf einem Wanderpfad nach Maikammer. Vom “Radweg Deutsche Weinstraße” bog ich nach Annweiler ab wegen Kaffee- und Kuchenpause. In einem italienischen Café/Eiscafé aß ich leckeren Kirschstreusel und Maronen-Sahnetorte, der Cappuccino dazu war eine dünne Plööre, die durchs Schokopulver nicht besser wurde. Um den Trifels herum und mit Blick auf selbigen kommt man bei Klingenmünster wieder auf die Radroute im Rheintal. Übernachtet habe ich in der Jugendherberge Bergzabern und bin zum Abendessen nach Oberhofen gelaufen. Am nächsten Morgen beim Frühstück der Blick auf den Sonnenaufgang überm Schwarzwald hatte schon was.

Der Plan für den zweiten Tag war, mit dem Rad nach Wissembourg und dem TER nach Selestat zu fahren und von dort auf die Route des Cretes. Nach Blick auf den Fahrplan musste ich feststellen, dass ich erst nach zwölf in Selestat wäre, und ohne gebuchte Unterkunft, mit 60 km und 1000 Höhenmetern vor mir, war mir das zu heikel, weshalb ich komplett umgeplant habe.

Wieslauter und Westpfalz

So fuhr ich ab Wissembourg auf dem Pamina-Radweg entlang der Wieslauter nach Dahn, eine schön zu fahrende Radroute. Für eine Vormittagskaffeepause suchte ich nach einem Café und fand an einer der Kreuzungen an der Durchgangsstraße einen Wegweiser zum City Cafe. Als ich hin komme, ein Bräunungsstudio; aber das Schild “City Cafe” ist noch am Haus. Weil ich vor einigen Jahrzehnten einmal zum Schullandheimaufenthalt in Dahn war, habe ich noch ein wenig im Ort umgesehen.

Ab Hinterweidenthal ist es der Straße nach nach Pirmasens ausgeschildert, neben der autobahnähnlichen B10, ein neu asfaltierter Radweg mit 3,5 m breiten Fahrbahnen in jede Richtung. Ok, es ist wohl die alte B10, irrer Sound. Überhaupt, Pirmasens, ab Dahn überall Radwegweiser nach Pirmasens, aber in Pirmasens gibts keine Radwegweiser raus. Muss daran liegen, dass es dort keine Radfahrer gibt, jedenfalls hab ich keinen gesehen. Oder das Kfz-Kennzeichen ist Programm. Einige Orte in der Gegend heißen was mit Einöd, das kommt auch nicht von ungefähr. Was mir überhaupt nicht klar war und ich im Erdkundeunterricht vor vielen Jahrzehnten auch nicht gelernt habe: Pirmasens liegt 400 m hoch! Das will ich der Stadt jetzt nicht anlasten. Jedenfalls landschaftlich lohnt sich die Gegend!

Ich habe aus der Stadt heraus gefunden und bin weiter am Südrand von Rheinland-Pfalz nach Zweibrücken, dort ebenfalls noch nie gewesen. Da es schon etwas späte wurde, habe ich mir die Stadt nicht weiter angesehen, sondern in der JH Homburg angerufen; alles belegt. Vor der Entscheidung, links nach Blieskastel oder rechts nach Homburg zu fahren, habe ich wegen Unterkunft herumtelefoniert, nichts. Also bin ich sicherheitshalber nach Homburg gefahren. Dort, ich habe mich schon in den Zug nachhause einsteigen sehen, las ich einen Wegweiser “Waldmohr 8 km”, ein Lichtblick. Dort hatte ich bei der Glan-Blies-Tour schon mal übernachtet. Im Landhaus Waldziegelhütte gabs noch ein Zimmer für mich, aber es wurde kurz vor sieben und schon fast dunkel, als ich da war.

Glantal und Kreuznach

Dritter Tag, immernoch sonniges Herbstwetter, oben auf der Höhe in Waldmohr trotz des frühen Morgens nicht sehr kalt, erst in der Senke auf dem Blies-Glan-Radweg auf der alten Bahntrasse, teilweise im Trog verlaufend und im Schatten der Bäume ist es empfindlich kühl. Der Elschbacher Tunnel ist wieder befahrbar, eingezogene Holzdecke über der Mittelspur gegen herabfallende Steine. Aus der für Lauterecken geplanten Eiskaffeepause wurde nichts, es gibt nichts dergleichen, deshalb weiter nach Meisenheim. Dort an der Brücke am Stadttor gibt es einen kleinen Geschenke- + Unverpackt-Laden, der auch Kaffee und leckeren Kuchen hat, der Cappuccino selbstverständlich ohne Schokopulver. Überhaupt lohnt der Blies-Glan-Radweg und eine kleine Stadtbesichtigung in Meisenheim.

Weil es noch früh war und alles gut lief, bin ich doch nicht in Staudernheim in den Zug, sondern bis Bad Kreuznach durchgefahren und von dort nachhause. Die Route des Crêtes habe ich ein Jahr später im sonnigen September nachgeholt.

Oberes Glantal

Strecke: 255 km, 1.500 Höhenmeter mehr oder weniger. Wirtschaftswege, Straße, Bahntrassenradweg
Übernachtung: JH Bergzabern, Hotel Waldziegelhütte (Waldmohr)